Wenn Hoffnung alles ist

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Wir können die Welt nicht für alle verändern, doch wir können für Einzelne die Welt verändern.

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«Die erste und wohl auch die emotionalste Kost, die wir hier in Kenia nur mit Schmerzen runterkriegten, ist der Fakt, dass zum Schluss wohl nur die Hoffnung bleibt.» Nicole und Simon Frey, The LIFE Ministry Kenya

Wir sind unterwegs mit einem kleinen Bus. Landeinwärts in Richtung Busch, weg von der Zivilisation. Die Strasse gleicht einem Feldweg. Es ist trocken. Links und rechts sieht man vor lauter aufwirbelndem Staub so gut wie nichts. In den letzten zwei Jahren sind in Kenia mehr Wildtiere wegen der Dürre verendet als in den vergangenen fünfzig Jahren. Am Wegrand sehen wir immer wieder Baracken, Wohnräume verpackt in Wellblech. Ab und zu ein paar Menschen und streunende Hunde oder Ziegen, die herumirren und vergeblich nach grünen Stellen suchen. Wir biegen vom Hauptweg ab und fahren noch einmal etwa 500 Meter dem Horizont entgegen. Das Bild, das vor uns liegt, entspricht etwa dem, was eine Google-Suche mit den Begriffen «Natur oder Wildnis in Kenia» ergibt. Der Wagen kommt zum Stehen. Wir steigen im Nirgendwo aus.

Wir schnappen die vorbereiteten Essenspakete und machen uns zu Fuss auf den Weg. Nach gut fünf Minuten sehen wir eine kleine Wellblechhütte zwischen ein paar Bäumen. Voller Vorfreude rennen uns kleine Kinder und Teenager entgegen. Ihre hoffnungsvollen Blicke durchbohren die Tragtaschen in unseren Händen. Seit wann haben diese Kinder nichts mehr gegessen? In der Tür, Kopf und Blick zu Boden gerichtet, steht Jojo, die Grossmutter. Durch ein paar Schlitze in den Wellblechen fällt etwas Tageslicht in den kleinen Raum. Neben und hinter ihr sind weitere Personen. Es stellt sich heraus, dass es sich um ihre Tochter und deren sieben Kinder handelt. Wie Ehrengäste werden wir hereingebeten. Der Raum ist vielleicht zwanzig Quadratmeter gross und jetzt so voll, dass nicht alle einen Sitzplatz finden. Von einem Mann, einem Vater, fehlt jede Spur. Es herrscht eine tiefe Stille. In den Augen der Kinder sehen wir Hoffnung, in den Augen der Älteren Leere. Jojo beginnt zu flüstern: «Gott segnet uns so reich mit eurem Kommen». Andächtig senken wir unsere Köpfe und Jojo spricht weiter: «Heute ist der vierte Tag, an dem wir ohne Nahrung sind. Gott hat euch gesendet». Ihre Tochter ergänzt: «Mein Mann arbeitet auswärts. Da er aber ein Alkoholproblem hat, kommt er nicht mehr nach Hause. Ich habe sieben Kinder und es können nicht alle zur Schule. Ich finde zurzeit keine Arbeit.» In der Baracke leben Jojo, ihre Tochter und sieben Kinder. Jojos Tochter ist 32 Jahre alt, ihre älteste Tochter 18 Jahre. Ihr erstes Kind bekam sie also mit 14. Wir nehmen uns Zeit, zuzuhören und verstehen, was die Herausforderungen sind. Was uns so bedrückt, dass wir es kaum aushalten können, sind die Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit und die spürbare Trauer. Die Zukunft der Kinder scheint aussichtslos. Wir würden so gerne etwas tun, aber was? Wir merken, dass es nur eines gibt: Wir können ihnen Hoffnung geben. Also sprechen wir der Familie Ermutigungen und Verse aus der Bibel zu. Aber noch beim Aussprechen fühlen sich diese Worte wie leere Floskeln an. Wir schreien im Herzen zu Gott: «Können wir nicht mehr tun? Gott, schreite ein!» Die Reaktion der Anwesenden erfüllt uns mit tiefer Demut. Nach dem Gebet und dem Überreichen der Essenspakete sind die Augen der Familie voller Hoffnung und wir werden mit Dankbarkeit und herzlichen Umarmungen verabschiedet.

Was nach dieser Begegnung in uns nachhallt, ist die Zuversicht, dass durch Jesus Christus Hoffnung in die Welt kommt. Wir dürfen diese Hoffnung weitertragen und den Menschen damit begegnen. Jesus hat die Wege vorbereitet und wir dürfen Teil davon sein. Alles, was wir zurzeit erleben, ist Neuland für uns. Uns bewegt, dass Alltägliches wie Mahlzeiten und Kleidung für die Menschen hier nicht selbstverständlich ist. In Kenia leben die meisten Menschen von der Hand in den Mund. Am Schluss bleibt die Hoffnung, nicht hungrig ins Bett gehen zu müssen.

Eines ist in Kenia gleich, wie in der Schweiz: Gott hat Wege, Situationen und Möglichkeiten vorbereitet und wir dürfen daran teilhaben. Wir beten, dass Gott uns auf diesem Weg immer wieder Offenbarungen schenkt und wir mit Gehorsam eintreten. Indem wir Gutes tun, nahbar sind und uns hingeben, möchten wir die Liebe Gottes in Kenia reflektieren. Wir können die Welt nicht für alle verändern, doch wir können für Einzelne die Welt verändern. Am Ende ist es die Hoffnung, die unser Leben lebenswert macht.

Nicole und Simon Frey sind im Juli 2023 nach Kenia ausgewandert und leben in einem Vorort von Nairobi. Sie sind Mitarbeitende von Agape international und arbeiten vor Ort für LIFE Ministry Kenya (Campus für Christus). Agape international bewegt Herzen auf der ganzen Welt – durch langfristige und ganzheitliche Projekte in Entwicklungszusammenarbeit, Bildung und praktischer Hilfe vor Ort. Dadurch erfahren Menschen in rund 90 Ländern Gottes Liebe in Wort und Tat.

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